So schmeckt Vietnam

Die vietnamesische Küche ist abwechslungsreich und superlecker. Man muss nur über seinen Schatten springen und den Mut aufbringen, in den kleinen Garküchen auf winzigen Stühlen Platz zu nehmen.

Alles, was ich in Vietnam probiert habe, hat mir sehr gut geschmeckt. Hierzu muss man allerdings wissen, dass ich Koriander, Minze und Zitronengras gerne mag. Außerdem bin ich, seitdem ich in Asien bin, Vegetarierin. Die Fleischverarbeitung auf den Bürgersteigen entspricht nicht meinen hygienischen Anforderungen. Vemutlich ist das aber Kopfsache, denn meinen Mitreisenden ist das Fleisch gut bekommen.

Fleischverkauf an der Straßenecke

Nudelsuppe  Pho

Pho ist das Nationalgericht Vietnams und wird eigentlich zum Frühstück gegessen. Die traditionelle Variante beinhaltet eine Menge Fleisch, weshalb meine vegetarische Variante hier einen etwas bedauerlichen Eindruck macht. Ich habe aber auch oft eine Version mit Tofu gegessen. Die war allerdings so gut, dass ich sie blitzschnell aufgegessen habe und daher kein Foto existiert.

Die unterschiedlichen Zutaten für die Nudelsuppe bekommt man separat und mischt sie am Tisch selbst zusammen. In die Suppenschale kommen also die Nudeln, frische Kräuter und wahlweise Chilis.

Nudelsuppe Pho

Grüner Papaya Salat

Der grüne Papaya-Salat ist mein absolutes Lieblingsessen. Er besteht aus geraspelten Papaya, Möhren und einem Limetten-Dressing. Über den Salat werden jede Menge Erdnüsse gestreut und in der Original-Version gehören auch noch gebratene Rindfleischstreifen dazu.

Grüner Papaya Salat

Vietnamese Steamed Pancake

Ich gebe zu, die vietnamesischen Pfannkuchen sehen gewöhnungsbedürftig aus. Sie sind aber unglaublich lecker. Schweinefleisch und Pilze werden in Reisnudeln eingewickelt und mit gerösteten Zwiebeln bestreut. Anschließend wird das Ganze in eine würzige Sauce gedippt.

Vietnamese Steamed Pancake

Frittiertes und Sommerrollen

In Vietnam gibt es ziemlich viele, frittierte Dinge. Vermutlich kann man alles, in Backteig oder Reispapier eingewickelt, ins heiße Öl werfen. Es gibt herzhafte Varianten mit einer Füllung aus Schweinefleisch, Shrimps oder Hähnchen. Außerdem gibt es fast mindestens genauso viele süße Kreationen, mit Sesam- oder Zuckermantel.

Sommerrollen sind ein weiteres, sehr bekanntes Gericht in Vietnam. Sie bestehen aus Reispapier, welches mit frischem Salat, Minze, Koriander und Shrimps gefüllt wird. Die Rollen werden in Sesam- oder Sojasauce gedippt und gehören definitiv auch zu meinen Favoriten. Allerdings mit Tofu statt Shrimps, sicher ist sicher.

Frittiertes und Sommerollen

Baguette – Banh Mi

Die vietnamesische Baguette-Variation. Ich glaube, es ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht mindestens eins gegessen habe. Mit frischen Gemüse, Koriander, Chili und Ei einfach fantastisch.

Banh Mi

Egg Coffee

Egg Coffee ist ein Besonderheit in Hanoi. Er wird mit geschlagenen Eigelb, Zucker und Kondensmilch zubereitet. Es hört sich ziemlich verrückt an, schmeckt aber überraschend gut.

Egg Coffee

Wanderung durch die Reisterrassen in Sapa

Wenn man im Norden Vietnams ist, kommt man ums Wandern in den Bergen und Reisterrassen nicht herum. Es ist das „Must-Do“ und wird mir von Hotelangestellten, Kellnern und anderen Reisenden wärmstens empfohlen.

Ich bin allerdings zunächst noch nicht sehr überzeugt. Von meinen zwei letzten, organisierten Touren muss ich mich noch etwas erholen. Nach so kurzer Zeit schon wieder ein straffes Programm zu haben, entspricht nicht meiner Vorstellung von Urlaub. Zudem haben mir mehrere Reisende, die diese Tour bereits gemacht haben, von viel Regen, kalten Duschen und noch kälteren Nächten berichtet.

Ich überwinde mich dann doch und melde mich an. Da eine Wanderung auf eigene Faust nicht empfohlen wird und mit meinem wenig ausgeprägten Orientierungssinn wahrscheinlich im nahen China enden würde, schließe ich mich erneut einer Gruppe an. Überrascht und erfreut stelle ich fest, dass mein Guide wieder Thu ist. Dieses Mal hat sie noch einige Frauen aus ihrem Dorf mitgebracht. Warum, erkennen wir einige hundert Meter später.

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Guide Thu (mit pinker Cap) und Frauen aus ihrem Dorf

Thu und ihre Begleiterinnen gehören zum indigenen Volk der schwarzen Hmong. Sie leben in den Berggebieten in Nordvietnam und Südchina.

Für den heutigen Tag ist strahlender Sonnenschein angesagt und ich kann mein Glück kaum fassen. Vielleicht werde ich ja doch nicht erfrieren. Wir starten unsere Wanderung direkt von dem Hostel in Sapa und biegen nach einigen Metern auf ein Reisfeld ab. Hier erklärt sich dann die Anwesenheit von Thus Kolleginnen. Denn die Wege sind aufgrund des tagelangen Regens matschig und aufgeweicht. Wir wissen nicht, wo wir hintreten sollen und welcher der vielen, kleinen Pfade wohl der Beste für uns ist.

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Teilweise sind die Abschnitte sehr steil und matschig

Schon stehen die Frauen bereit und zeigen uns kleine Steine, die im Matsch liegen und die wir nie gesehen hätten. So wissen wir, wie wir unsere Schritte setzen müssen. Außerdem helfen sie uns, schmale Bambusbrücken zu überwinden und reichen uns bei sehr steilen Abschnitten die Hand. Unglaublich, wie trittsicher und stark diese kleinen Frauen sind. Die Größte von ihnen ist maximal 1,55m, sie tragen Körbe auf ihrem Rücken und eine sogar ein Baby. Wanderschuhe oder ähnliches brauchen die Damen auch nicht, sie gehen in Badelatschen. Trotzdem schaffen sie es, uns großen, schweren, westlichen Menschen zu helfen.

Die Wanderung ist zwar in Teilen recht anstrengend, aber zum Glück nicht die ganze Zeit. Es gibt viele Abschnitte, während denen ich einfach die Landschaft bewundern kann und die ist wirklich traumhaft. Ich freue mich noch einmal, so gutes Wetter zu haben. Denn bei Regen sind die Berge und Reisterrassen gar nicht zu sehen, alles liegt dann in den Wolken.

Nach ungefähr sieben Stunden haben wir die ersten 14km der Wanderung geschafft und erreichen unsere Gastfamilie. Viele Familien der Schwarzen Hmong nehmen Trekking-Touristen bei sich auf. Die Familien haben so die Möglichkeit, etwas Geld zu verdienen und die Reisenden freuen sich über eine Unterkunft irgendwo im Nirgendwo.

Obwohl wir den ganzen Tag über zahlreiche Pausen eingelegt haben und viele Snacks und ein Mittagessen verputzt haben, sind wir schon wieder fast verhungert. Die Zeit bis zum Essen überbrücken wir mit jeder Menge Smalltalk und einer warmen Dusche. Überraschenderweise gibt es die nämlich in unserem Homestay. Scheinbar habe ich die Luxusvariante erwischt, ich freue mich sehr. Das Abendessen ist der Hammer, es gibt eine riesige Auswahl. Hähnchenfleisch, Schweinefleisch, Rindfleisch, Tofu, Gemüse, Fisch, Frühlingsrollen, Salat und natürlich Reis. So langsam lerne ich es auch endlich, mit Stäbchen zu essen.

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Abendessen im Homestay

Während des Essens gibt es immer wieder Reiswein. Der Name ist etwas irreführend, denn hierbei handelt es sich um selbstgebrannten Schnaps. Thu erklärt, dass in Vietnam bei besonderen Anlässen eigentlich den ganzen Abend gegessen und getrunken wird. Man isst ein Schälchen, dann trinkt man einen Schluck Reiswein, dann isst man wieder… so geht es den ganzen Abend.

Nach dem Essen sind wir alle ziemlich schnell müde und gehen deshalb schon gegen 21:30 ins Bett. Wir schlafen alle in einem Raum in der ersten Etage des Hauses. Die Betten sind steinhart und unfassbar ungemütlich. Die Decken sind aber sehr dick und warm, ich werde also auch hier nicht erfrieren.

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Schlafplatz im Homestay

Am nächsten Morgen starten wir recht früh, der Hahn und die harten Betten lassen uns nicht lange schlafen. Heute werden wir nur ungefähr 9km wandern und wieder haben wir Glück mit dem Wetter. Der zweite Tag ist zum Glück weniger anspruchsvoll, denn wir haben alle ordentlich Muskelkater. Und so laufen wir gemütlich vor uns hin und genießen die wunderschöne Aussicht.

Thu schaut während des Morgens immer wieder sorgenvoll in Richtung Himmel. Wir sollen schneller laufen, sagt sie, es wird bald Regen geben. Das können wir uns bei dem aktuell herrlichen Wetter gar nicht vorstellen, trotzdem gehen wir etwas schneller. Natürlich hat Thu Recht. In dem Moment, in dem wir unserem Zielort erreichen, beginnt es zu regnen, und zwar wie aus Eimern. Es hört den ganzen Tag nicht mehr auf. Was haben wir für ein riesiges Glück gehabt.

Abends geht es von Sapa mit dem Nachtbus zurück nach Hanoi. In diesem Bus kann man nur liegen, sitzen ist nicht vorgesehen. Leider passen Menschen mit westlicher Statur nicht so richtig auf die Sitze und müssen die gesamte Fahrt mit stark angezogenen Beinen verbringen. Ich bin sehr neidisch auf die Vietnamesin neben mir, die sich entspannt auf ihren Sitz räkelt.

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Sitz im Sleeper Bus – Wie man erkennt, ist kein Platz für Beine vorgesehen.

Die gesamte Tour habe ich über mein Hostel in Hanoi (Hanoi Brother Inn) gebucht und kann sie ohne Einschränkungen weiterempfehlen. Ich wurde gut beraten und alles klappte perfekt. Das ist sicherlich nicht selbstverständlich bei den zahlreichen Umstiegen von Bussen in Züge, von Zügen in Taxis, von Taxis auf Mopeds und drei verschiedenen Unterkünften, zu denen ich immer pünktlich gebracht und am nächsten Morgen wieder abgeholt wurde.

Guide Thu

Unser Guide Thu hat mich während der vergangenen Tage besonders beeindruckt. Sie war immer freundlich und gut gelaunt und hat all unsere Fragen mit Begeisterung beantwortet. Sie berichtete uns viel von dem Leben im ihrem Dorf. Thu ist 20 Jahre alt und müsste eigentlich bereits seit vier Jahren verheiratet sein. Doch Thu wollte nicht und ist stattdessen Tourguide geworden. Englisch hat sie gelernt, indem sie unablässig Touristen fragte, ob sie mit ihr üben würden. Zunächst war ihre Familie gar nicht begeistert von ihrem selbstständigen Leben, doch mittlerweile haben sie sich damit angefreundet. Inzwischen werden auch andere Frauen im Dorf Tourguide und Thu freut sich, dass sie für einige ein Vorbild war. Auch in nächster Zeit möchte Thu nicht heiraten. Denn sobald sie das tut, darf sie nicht mehr arbeiten. 

Ich sagte zu Thu, dass ich sie sehr mutig finde und dass es bestimmt nicht leicht war, einfach alles anders zu machen als der Rest ihres Dorfes. Thu selbst findet sich nicht besonders mutig. Mich hingegen schon, denn ich bin ja schließlich ganz alleine um die halbe Welt gereist… und so verabschieden wir uns, in großer Bewunderung für die jeweils andere.

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Thu zeigt uns, dass man mit der Indigopflanze alles blau färben kann (auch Hände)