Drei Tage auf dem Routeburn Track

Routeburn Track

Mein erster Great Walk steht an und ich bin schon etwas aufgeregt. In Queenstown steige ich in den Shuttlebus, der mich zum Startpunkt des Tracks bringt. Das Wetter ist zum Glück fantastisch, die Sonne scheint und es ist nicht windig.

Tag 1 – Von Routeburn Shelter bis zu den Routeburn Flats (6,5 km I 250m bergauf)

Die Strecke, die ich am ersten Tag zu bewältigen habe, ist weder besonders lang noch besonders steil. Und so kann ich alles ganz gemütlich angehen. Nach einer Stunde mache ich die erste Snack-Pause und nach 2 1/2 Stunden komme ich bereits an der Hütte „Routeburn Flats“ an, wo ich übernachten werde.

Ich gehe früh ins Bett, denn am nächsten Tag habe ich einiges vor und möchte daher zeitig los. Um halb zehn liege ich im Bett, um zehn geht das Licht in der Hütte aus. Bis zum nächsten Morgen ist das Notausgang-Schild die einzige Beleuchtung.

Tag 2 – Von den Routeburn Flats bis zum Lake Howden (22,2km I 555m bergauf, 547m bergab)

Ich schaffe es tatsächlich, früh aufzustehen und laufe wie geplant um 7:30 los. Es ist noch gar nicht richtig hell und ich bin definitiv noch nicht richtig wach. Verschlafen stolpere ich die ersten Meter durch den Wald. Die grandiose Aussicht lässt mich zum Glück schnell wach werden. Die ersten drei Stunden geht es ausschließlich bergauf. Mehrfach halte ich an, um Luft zu holen. Ich frage mich, warum in aller Welt ich immer wieder so anstrengende Dinge unternehme. Ich könnte doch jetzt auch einfach in der Sonne sitzen. Mein Rucksack kommt mir viel zu schwer vor und ich mache viele Pausen, um zu Essen.

Als ich endlich am höchsten Punkt der Wanderung ankomme, bin ich etwas überrascht. So steil und anstrengend, wie ich es erwartet habe, war es dann doch nicht. Vielleicht bin ich nach meinen vielen Wanderungen der letzten Wochen auch schon trainiert? Ich genieße die Aussicht und freue mich. Von nun an geht es fast nur noch bergab.

Das sich „bergab“ auf den kompletten restlichen Tag beziehen wird, ahne ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Nach einer weiteren Stunde stelle ich fest, dass ich noch genauso untrainiert bin wie vor einigen Wochen. Die Beine schmerzen, aufgrund des Rucksacks auch der Rücken und die zuvor gemütlich Wanderwege haben sich felsige Kletterstrecken verwandelt. Außerdem geht es nicht bergab! Der Weg ist flach und an vielen Stellen geht es sogar leicht bergauf. Um trotzdem abzusteigen, muss ich alle paar Meter ein Stück nach unten klettern. So habe ich mir das nicht vorgestellt.

Um 16:00 komme ich erschöpft am Lake Mackenzie an. Von hier aus sind es immer noch drei bis vier Stunden zu meiner Hütte. Ich erkundige mich bei anderen Wanderern nach dem Weg dorthin und sie machen mir keine Hoffnung. Ich muss weiterhin klettern, es gibt keine richtigen Wanderwege. Zumindest soll es diesmal tatsächlich bergab gehen.

Ich laufe das letzte Stück so schnell ich kann und schaffe es tatsächlich in unter drei Stunden bis zum Ziel. Dort angekommen, falle ich todmüde ins Bett. Glücklicherweise habe ich den ganzen Tag über so viel gegessen, dass ich mich damit jetzt nicht mehr aufhalten muss. Ich schlafe tief und fest für die nächsten 12 Stunden.

Tag 3 – Vom Lake Howden bis Divine (3,4km I 150m bergauf, 250m bergab)

Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist es stürmisch und regnet leicht. Ich bin sehr erleichtert, dass ich gestern bei der weiten Strecke gutes Wetter hatte. Im Regen hätte ich mich wahrscheinlich einfach irgendwann fallen lassen.

Der Abstieg aus meinen Hochbett fällt mir schwer, die ersten Schritte mit Rucksack auf dem Wanderweg noch schwerer. Ich fluche vor mich hin, als es die ersten 20 Minuten schon wieder bergauf geht. Alles tut mir weh. Dann geht es endlich bergab und das tatsächlich für den Rest der Strecke. Herrlich. Erschöpft aber glücklich beende ich meine Wanderung.

Für alle, die sich nun fragen, warum ich nicht einfach die beiden mittleren Hütten gebucht habe: ich hätte es sehr gern, allerdings waren die Anfang Dezember bereits ausgebucht.

Was ich unterwegs gelernt habe:

  • Äpfel und Bananen sind kein guter Proviant. Sie sind schwer und liefern zu wenig Energie. Außerdem müssen die Reste in einem Müllbeutel mitgetragen werden, da einfach wegwerfen in NZ nicht erlaubt ist.
  • Sandflies sind die gemeinsten Insekten überhaupt. Ihre Stiche jucken wie verrückt und bleiben gefühlt für immer.
  • Es gibt auf Wanderwegen in NZ keine Mülleimer. Man sollte sich gut überlegen, was man mitnimmt.
  • Gekochtes Essen ist schwerer als ein Gaskocher und Fertignahrung.

4 Gedanken zu „Drei Tage auf dem Routeburn Track“

  1. HALLO LENA ! Wieder tolle Fotos , wieder anschaulich beschrieben – Du scheinst sehr zufrieden :
    Behalte stehts im Herzen was Dir auf Deinem Weg begegnet: jede Freude , jedes Lächeln , jeden schönen Augenblick . DEINE ELTERN.

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